Sicherung und Bergung am Verteilschott

Gestern war es soweit, wir haben uns erneut intensiv mit dem großen Verteilschott in der Klärhalle beschäftigt. Die Konstruktion aus der Entstehungszeit des Klärwerks 1909 diente der Regulierung des Abwasserstroms in die Klärkammern. Dazu sind an einer Fachwerk Eisenkonstruktion Kettenzüge in gut drei Meter Höhe über dem Boden der Klärhalle errichtet worden. An den drei Kettenzügen befinden sich die drei Schotten, jeweils ca. 4m hohe Gusseiserne Platten, diese sind mit gusseisernen Gegengewichten ausbalanciert. Die ganze Ausführung ist für sich schon ein eigenes technisches Denkmal.

Die Konstruktion hat von 1909 – ca. 1962 den Abwasserstrom zu den Rechen gelenkt, danach wurde die Reinigung ausser Betrieb gesetzt und 1980 die Anlage als Pumpstation umgenutzt. Durch diese Umnutzung und vor allem durch schädliche, nährstoffreiche warme Abwässer von industriellen Einleitern aus dem Linner Hafen wurde die gesamte Anlage leider sehr schwer beschädigt. Mikroorganismen haben Schwefelsalze freigesetzt die den Beton, Zement, Glas aber auch alles Eisen angegriffen haben.

Das gesamte Verteilschott ist dadurch extrem korrodiert und die Rettung ist nun eine Herkulesaufgabe. Insbesondere die Statik der Konstruktion macht Sorgen. Die Ketten als auch einige der Fachwerkstreben sind durchgerostet und die Konstruktion droht in sich zusammenzubrechen.

Der Plan zur Rettung ist, erst einmal das Gewicht zu reduzieren, also alle an der Aufhängung ziehenden Teile zu entlasten. Doch das ist jenseits von „einfach“. Wir haben zuerst die Verteilschotten mit Holzkeilen gesichert und zur Probe eines der Gegengewichte an seiner Kette aus dem Kanal heraufgezogen. Dies machte insofern Sinn, da die Fachwerkkonstruktion so weiterhin gleichmäßig belastet wurde. Das ist dennoch allerdings ein gewagtes Unterfangen, da uns schon nach wenigen Zentimetern eines der gut 1,5cm dicken Kettenglieder komplett gerissen ist. Zum Glück hatten wir das gut 600kg schwere Gegengewicht gesichert und es hat sich sofort so verkeilt, dass es nicht vier Meter tief in den Kanal fallen konnte. Wir haben dann die Schotten zusätzlich mit 1t haltenden Deckenstützen unterfüttert und die Gegengewichte durch einen doppelten Flaschenzug und ohne in der Kette zu ziehen, erneut angehoben. Dies hat dann plangemäß auch funktioniert und wir haben eines der Gewichte aus der Konstruktion heraus gehangen.

Die beiden anderen Gewichte folgen in Kürze.

von hier aus geht es in die Unterwelt
eines der Gegengewichte von unten, darunter der Kettenumlauf, die Korrosion ist immens
Abstützung der Schotten
600kg schweres Gegengewicht bei der Bergung